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Folien­problematik

Stellungnahme des Bundes Philatelistischer Prüfer e. V. (BPP) zur Diskussion »Hart-PVC-Folien« und »Bleisulfidschäden bei klassischen Briefmarken«

In den Ausgaben 12/2007, 1/2008 und 2/2008 der Fachzeitschrift philatelie  wurde über sog. Bleisulfidschäden bei klassischen Briefmarken nach Aufbewahrung in Kunststoff-Folien berichtet und diskutiert.

Die Beurteilung philatelistischer Prüfgegenstände erfordert u. a. die Feststellung von Farbnuancen sowie gegebenenfalls deren Veränderungen. Die Tatsache, dass sich bestimmte Markenfarben unter besonderen Einflüssen verändern können, ist in einigen Fällen bereits vor ca. hundert Jahren beschrieben worden. Das häufigste Beispiel ist die Bildung von schwarzbraunem Bleisulfid durch Einwirkung von Schwefelwasserstoff oder anorganischen sowie organischen Sulfiden auf gelbes Bleichromat, das in Druckfarben enthalten sein kann.

Da bereits geringste Mengen an Sulfiden genügen, um sichtbare Veränderungen auf einer Briefmarkenoberfläche hervorzurufen, ist die genaue Herkunft dieser Substanzen nur schwer zu eruieren. Dadurch resultieren im Einzelfall auch Probleme bei der Farbbestimmung.

Mitglieder des Bundes Philatelistischer Prüfer e. V., Berufsphilatelisten und Sammler beobachten seit einigen Jahren ein stark vermehrtes Auftreten veränderter Farben nicht nur im zuerst betroffenen Bereich der klassischen Briefmarken, sondern auch sowohl bei neueren als auch bei modernen Sammelgebieten.

Besonders aufgefallen ist dies bei bestimmten Briefmarkenausgaben, die in Schutzhüllen oder Albenblättern aus Hart-PVC-Folien aufbewahrt worden waren. Erhebliche Farbveränderungen waren speziell bei Langzeit-Unterbringung bestimmter Briefmarkenausgaben unter Hart-PVC-Folie zu beobachten. Der Effekt trat bei einzelnen Ausgaben aber auch relativ schnell und noch deutlicher unter Luftabschluss bzw. geringer Luftzirkulation – wie bei verschweißten Folien oder Lagerung im Bank-Safe – auf.

Aus verschiedenen synthetischen Ausgangsmaterialien (Polyethylen “PE”, Polypropylen “PP”, Polyester, Polyvinylchlorid “PVC”) hergestellte Kunststoff-Folien erfordern beim Produktionsprozess oder für das Erreichen der gewünschten Eigenschaften den Einsatz von Zusatzstoffen, z. B. von sog. Stabilisatoren oder Weichmachern. Stabilisatoren für die Produktion von PVC-Folien können komplexe Zinn-Schwefel-Verbindungen (Sulfide) enthalten. Art und Menge dieser Zusatzstoffe können sich außerdem im Verlauf der Jahre –z.B. in Abhängigkeit von Verarbeitungsmaschinen –geändert haben. Auch hier dürfte – rückwirkend –  eine genaue Feststellung sehr schwierig sein.

Ungeachtet der teils widersprüchlichen wissenschaftlichen Untersuchungen zur chemischen Reaktionsweise bestimmter Folien-Zusatzstoffe mit gewissen Bestandteilen der Markenfarbe (nach neuesten Erkenntnissen auch der Gummierung) bleiben die zahlreichen Beobachtungen von Farbbeeinträchtigungen bei Lagerung in einigen Produkten aus Hart-PVC-Folien durch die Verbraucher bestehen.

Der BPP empfiehlt daher als Vorsichtsmaßnahme zur Vermeidung von Sulfidbeeinträchtigungen eine Aufbewahrung von Briefmarken nur unter Folien, die ohne den Zusatz sulfidhaltiger Stabilisatoren hergestellt wurden.

Auskünfte, ob die vom Sammler bisher verwendeten Folien Schwefelverbindungen enthalten, kann und sollte der einzelne Sammler von den jeweiligen Herstellern einholen.

Der BPP hält es für unumgänglich, dass in Zukunft im philatelistischen Zubehörhandel Schutzhüllen angeboten werden, die eindeutig als “frei von Schwefelverbindungen” deklariert sind. Hier sind Handel, Hersteller und Sammlerverbände gefordert.

Der Vorstand des BPP.