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07.05.2024

BPP übernimmt Poststempelarchiv des Postmuseums in Berlin

(bpp-gg) Es war eine echte Sensation, die Vorstandsmitglied Josef Bauer den rund achtzig anwesenden Verbandsprüfern und geladenen Gästen bei der Prüfertagung am 27. April 2024 in Nürnberg verkündete: Wenige Tage zuvor hatten die Berliner „Museumsstiftung Post und Telekommunikation“, besser bekannt als „Postmuseum“, und der BPP einen von ihm ausgehandelten Vertrag über den Kauf sämtlicher Stempelabschläge und Stempelunterlagen durch den Prüferverband unterzeichnet. In dem Zeitraum von 1875 bis heute wurden in Berlin und mehreren Außenstellen schätzungsweise 400.000 verschiedene Stempelabschläge nahezu aller deutschen Sammelgebiete zusammengetragen, die nun durch den BPP digitalisiert und in einer zentralen Datenbank aufbereitet werden sollen und dann den Mitgliedern des BPP ebenso wie der Museumsstiftung zu Forschungs- und Auskunftzwecken zur Verfügung stehen werden.

Blick in den Saal der Mitgliederversammlung (Foto: Wilhelm van Loo)

Blick in den Saal der Mitgliederversammlung (Foto: Rolf Tworek)

BPP-Präsident Christian Geigle lobte das Verhandlungsergebnis als einen Meilenstein in der Geschichte des Verbandes, der nun neben einem umfangreichen Archiv von Auktionskatalogen aus den letzten 75 Jahren auch über das größte existierende Stempelarchiv verfügt. „Es wird noch viel Arbeit und auch finanziellen Einsatz erfordern, bis wir dieses Projekt abschließen können, aber der Stempelbestand ist von unschätzbarem Wert für die Philatelie und insbesondere das Prüfwesen“, so Geigle in einer Stellungnahme am Rande der Prüfertagung.

Zunächst aber wurden zwei neue Mitglieder als Prüfer für Russland (Maxime J. Citerne) und Tschechoslowakei (Christian Neumann) von der Versammlung willkommen geheißen, die tags zuvor ihre Aufnahmeprüfung vor den jeweils dreiköpfigen Prüfungskommissionen überzeugend bestanden hatten und nun das einstimmige Votum der Mitglieder erhielten.

Die neuen Mitglieder Maxime Citerne und Christian Neumann (Foto: Wilhelm van Loo)

In seinem Tätigkeitsbericht für das abgelaufene Geschäftsjahr ging Präsident Geigle auch kritisch auf immer wiederkehrende Beschwerdegründe ein: Überlange Prüfzeiten und in diesem Zusammenhang oft auftretende mangelnde Kommunikation mit den Auftraggebern werde man in Zukunft nicht mehr hinnehmen, sondern den betreffenden (wenigen) Kollegen klarmachen, dass derartige Verhaltensweisen nicht nur dem Einzelnen, sondern dem gesamten Prüferbund schadeten. Das Regelwerk sieht hier auch Sanktionsmöglichkeiten seitens des Vorstandes vor.

Weitere drei Sonderprüfordnungen für bestimmte Gebiete wurden überarbeitet und einstimmig angenommen, des Weiteren eine Beitragssatzung beschlossen. Schließlich gab es noch vier Prüfgebietserweiterungen von BPP-Mitgliedern, die nach dem positiven Votum der Prüfungskommissionen ebenfalls einstimmig genehmigt wurden (siehe Kasten).

Prüfgebietserweiterung von Andreas Rolle (li., schwarzes Hemd) vor der Prüfungskommission (Carsten Brekenfeld, Andreas Schlegel, Peter Sem) und den Vertretern der Verbände (Konrad Krämer/BDPh, Harald Rauhut/BDB, Wolfgang Lang/APHV)      (Foto: Rolf Tworek)

Im Vorfeld der Versammlung war ein „Special Guest“ angekündigt worden. Das Geheimnis wurde gegen Mittag gelüftet, als Dieter Mertens, aus den einschlägigen Philatelie-Foren bekannter Vollblutphilatelist und engagierter Fälschungsbekämpfer, ans Rednerpult trat. Unter der Überschrift „Verteidigung der eingetragenen und geschützten Marke BPP“ berichtete er der aufmerksam lauschenden Versammlung, wie er seit gut anderthalb Jahren im Auftrag und in Kooperation mit dem BPP gegen Markenrechtsverletzungen im Internet vorgeht. Der Focus liegt dabei auf den bekannten Verkaufsplattformen (ausdrücklich ohne „Philasearch“ des gleichnamigen APHV-Mitgliedes!) mit ihrer großen Fülle unseriöser, teilweise krimineller Angebote. Wo immer mit „geprüft BPP“ geworben wird, es sich aber tatsächlich um eine Prüfzeichenfälschung oder ein Nicht-BPP-Prüfzeichen handelt, liegt eine Markenrechtsverletzung vor, die bei gewerblichen Anbietern, soweit sie schon öfter negativ aufgefallen sind, zu einer Abmahnung mit zugehöriger strafbewehrter Unterlassungserklärung führt. Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades der Marke BPP und dem damit verbundenen hohen Markenwert werden bereits beim ersten anwaltlichen Schreiben Kosten von über 2.500,00 Euro fällig. Im Wiederholungsfall kommen noch empfindliche Vertragsstrafen hinzu, so dass schnell Abmahnkosten von über 10.000,00 Euro entstehen. „Stammkunden“ von Herrn Mertens waren in dieser Zeit „Colonnaden-Fischer“ aus Hamburg oder auch Arnold Kemmerer aus Johannesberg, der kürzlich verstorben ist.

Fazit von Dieter Mertens nach einer Stunde hochinteressanter Schilderungen: Das Markenrecht ist ein scharfes Schwert im Kampf gegen Fälscher und Betrüger und erwischt sie genau da, wo es ihnen weh tut: am Portemonnaie. Die Zuhörer vernahmen es mit Freude, fühlte man sich doch in der Vergangenheit allzu oft machtlos in der Fälschungsbekämpfung. Nun scheint aber ein guter Weg gefunden zu sein, zumal der APHV Ähnliches auf der Basis des Wettbewerbsrechts leistet. Dessen Präsident Wolfgang Lang bewertete denn auch die Kooperation von APHV und BPP als „vorbildlich“.

Eine Überraschung gab es für den Schatzmeister und Geschäftsführer Gunnar Gruber, als ihm Lars Böttger die Silberne Verdienstmedaille des LV Südwest überreichte.

Gunnar Gruber (r.), ausgezeichnet mit der Silbernen Verdienstmedaille des LV Südwest durch Lars Boettger (Foto: Wilhelm van Loo)

So harmonisch, wie die Prüfertagung begonnen hatte, endete sie auch um 17 Uhr. Zwei Stunden später wartete der Festabend mit einem exzellenten italienischen Buffet auf die Teilnehmer. Zu nächtlicher Stunde traf man sich in der Hotelbar zum gemütlichen Plausch, am Sonntagmorgen war Verabschiedung angesagt.

Vizepräsident Dr. Peter Provinsky zeigte sich hocherfreut über die ausschließlich positive, teils begeisterte Zustimmung der BPP-Mitglieder zum Erwerb der Stempelsammlung. „Ich hatte ein leicht mulmiges Gefühl, ohne vorherige Informierung unserer Mitglieder einen für unsere Verhältnisse großen Geldbetrag in die Hand zu nehmen. Die hundertprozentige Zustimmung zu diesem Projekt finde ich großartig, zeigt sie doch, dass wir alles richtig gemacht haben“, so Dr. Provinsky, „für mich war das das absolute Highlight unseres diesjährigen Treffens!“.

Archiv

Hans-Dieter Schlegel, Berlin

Hans-Dieter Schlegel hat mitgeteilt, ab sofort das Prüfgebiet Alliierter Kontrollrat nicht mehr zu bearbeiten und bittet, zukünftige Prüfsendungen dem Kollegen Andreas Wehner zuzusenden. Farbbestimmungen werden weiterhin

Erweiterungen der Prüfgebiete:

Prof. Dr. Faycal El Majdoub Prüfgebiet:    Deutsche Besetzungsausgaben 1939/45 – Albanien (Mi.-Nr. 1 – 21, I, Ganzsache K 1, P1 – 6, sämtliche Probedrucke) – Dünkirchen