Keine Signaturen mehr auf teuren Marken
Die Mitgliederversammlung des BPP beschließt wichtige Neuerungen
(bpp-gg) Die diesjährige Mitgliederversammlung des BPP am 29. April in Nürnberg brachte eine ganze Reihe von Neuerungen, die nach ausgiebiger Diskussion von den Anwesenden ausnahmslos einstimmig befürwortet wurden. Das Wichtigste vorweg: Zukünftig erhalten Prüfstücke mit einem Katalogwert ab 500 Euro keine BPP-Signatur mehr, sondern nur noch schriftliche Atteste oder (Kurz-)Befunde. Das gilt insbesondere auch für Marken mit Mängeln, die bisher mehr oder weniger höher signiert wurden. Die Gefahr, dass mit solchen Stücken ahnungslose Sammler hereingelegt werden könnten, ist den Verantwortlichen im BPP einfach zu groß. „Heute haben wir die Möglichkeit, Mängel konkret zu beschreiben. Dann sollten wir das auch tun, Atteste oder Befunde ausstellen und auf das Prüfzeichen verzichten. Da Prüfzeichen zunehmend gefälscht werden, ist ihre Aussagekraft im Einzelfall ohnehin gering. Ein schriftlicher Prüfungsbefund ist einfach die bessere Lösung.“ Diesem Argument von BPP-Präsident Christian Geigle schlossen sich die Mitglieder einstimmig an.
(Blick in den Saal der Mitgliederversammlung 2017 – Foto: Wilhelm van Loo)
Der BPP hat längst die nationalen Grenzen der Philatelie hinter sich gelassen und versteht sich als weltweit aufgestellter Prüferverband. So ist es nur folgerichtig, dass in nicht deutschsprachigen Sammelgebieten nun auch Atteste und Befunde in ausschließlich englischer Sprache zugelassen wurden. Daneben kann der Prüfer zusätzlich auch noch Übersetzungen in jeder gewünschten weiteren Sprache liefern. Nur bei den deutschsprachigen Sammelgebieten (Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein) muss eine deutsche Attestfassung erstellt werden, die rechtlich verbindlich ist. Zusätzliche Übersetzungen in beliebige Sprachen sind hier aber genauso möglich.
Neben diesen beiden wichtigen Änderungen der Prüfordnung des BPP, einzusehen unter www.bpp.de , wurden durch eine Änderung der Satzung alle wichtigen Regelwerke des BPP in der Satzung verankert und dadurch ihr verbindlicher Charakter unterstrichen. Hintergrund ist das geplante „Prüferhandbuch“, das in den kommenden zwei Jahren entwickelt und als kompaktes Regelwerk und Ratgeber die Mitglieder in allen „Prüferlebenslagen“ begleiten und beraten soll. Vizepräsident Dr. Peter Provinsky, der das Projekt federführend leitet, stellte die Eckpunkte vor und forderte die Mitglieder auf, eigene Ideen und Vorschläge einzubringen.
(BPP-Präsident Christian Geigle eröffnet die Mitgliederversammlung 2017 – Foto: Wilhelm van Loo)
Aufmerksam verfolgt wurde die Versammlung auch von den vier neuen Mitgliedern, die tags zuvor ihre fachlichen Aufnahmeprüfungen mit Erfolg bestanden hatten. Mit Preußen, Brustschilden des Deutschen Reiches, SBZ-Bezirkshandstempel und Armenien kommen sie aus den verschiedensten Fachrichtungen. Insgesamt hat der BPP derzeit 127 Mitglieder, davon 104 aktive Prüfer. René Simmermacher konnte in diesem Jahr ein seltenes Jubiläum feiern: Als zweiter Verbandsprüfer des BPP überhaupt blickt er auf eine 50-jährige Prüftätigkeit zurück.
(Die neuen Verbandsprüfer im BPP (v. l. n. r.: Präsident Christian Geigle, Michael Haslau, Günter Wagner, Dr. Alexander Zill, Stefan Berger) Foto: Wilhelm van Loo)
Um 16 Uhr hatten sich Vorstand, Mitglieder und die Gäste von APHV, BDB, BDPh und der MICHEL-Redaktion durch die umfangreiche Tagesordnung gekämpft, so dass Präsident Geigle mit der erfreulichen Mitteilung, den Mitgliedsbeitrag im kommenden Jahr unverändert zu belassen, die Versammlung beenden und zum Festabend einladen konnte.
Dieser hatte gleich zu Beginn einen kleinen Festakt auf dem Programm, nämlich die Verleihung des Köhler-Preises. Laudator und BPP-Ehrenpräsident Dr. Hans-Karl Penning wusste die Spannung um den Namen lange hochzuhalten, bis mit der Nennung seines Prüfgebietes „Französische Zone“ allen Anwesenden klar war: Wolfgang Straub, Mitbegründer und fester Bestandteil der Verbandsprüfstelle des BPP, war der Glückliche, den das Kuratorium in diesem Jahr für seine großen Verdienste um das Prüfwesen ausgewählt hatte. Langer Applaus der annähernd hundert Gäste zeigte die Wertschätzung für den diesjährigen Preisträger, der nun in einer Reihe mit vielen großen Philatelisten unserer Zeit steht.
(Überreichung des Köhler-Preises 2017 (v. l. n. r.: BPP-Präsident
Christian Geigle, Tobias Huylmans vom Auktionshaus Heinrich Köhler,
Preisträger Wolfgang Straub, Laudator und BPP-Ehrenpräsident Dr. Hans-Karl Penning) Foto: Wilhelm van Loo)
Erst am frühen Sonntagmorgen fanden die letzten „Feierbiester“ den Weg aus der Hotelbar in ihre Zimmer. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten die Teilnehmer sich auf den Heimweg. „Wir haben eine sehr harmonische und friedliche Mitgliederversammlung erlebt. Das war nicht immer so. Aber alle gestern getroffenen Entscheidungen waren richtig!“, sagte ein sichtlich gut gelaunter Ehrenpräsident Dr. Penning zum Abschied. Die Verantwortlichen im BPP dürften das genauso sehen.